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Die Kunst der Geduld

Die Praxis der absichtslosen Meditation offenbart die Essenz der Geduld, während man übt, im gegenwärtigen Moment zu verweilen, ohne auf ein bestimmtes Ergebnis zu drängen und der Gegenwart mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die Sorgen der Vergangenheit oder den Erwartungen an die Zukunft weniger Bedeutung zu schenken.

Die Etymologie des Begriffs „Geduld“ führt zurück zu seinen lateinischen Wurzeln. Das Wort „patientia“ bedeutete „Leiden“ oder „Ertragen“. Dies verdeutlicht die ursprüngliche Bedeutung von Geduld als die Fähigkeit, Schwierigkeiten oder Leiden zu ertragen, ohne zu klagen oder sich zu beschweren. Doch im Laufe der Zeit hat sich das Verständnis von Geduld weiterentwickelt und umfasst eine breitere Palette von Qualitäten, wie Ausdauer, Gelassenheit und Ruhe. In der Philosophie wird Geduld oft als eine Tugend betrachtet, die es ermöglicht, Herausforderungen mit innerer Stärke und Ausgeglichenheit zu meistern.

Geduld ist also mehr als das bloße ausdauernde Warten auf ein Ereignis in der Zukunft – sie beschreibt vielmehr die Fähigkeit, die Gegenwart in ihrer unverfälschten Form zu akzeptieren.

Der deutsche Philosoph Novalis hat es mit folgenden Worten ausgedrückt: „Die echte Geduld zeugt von großer Elastizität.“ Novalis deutet darauf hin, dass die Unmittelbarkeit der Ereignisse der Gegenwart nicht zu kontrollieren oder vorherzusehen ist. Durch das pure Dasein in der absichtslosen Meditation übt man, diesen unvorhersehbaren Momenten mit Offenheit zu begegnen. Meditation schult die innere Flexibilität, da man bewusst das operative Handeln einstellt und mit allem was ist und kommt, sitzt. Ein geduldiges mit-sich-selbst-Sein, in dem man jeden Moment mit Gelassenheit und Akzeptanz zu begrüßt.

Die absichtslose Meditation lehrt die Kunst der „So-heit“ – die Fähigkeit, einfach zu sein, ohne etwas zu tun oder zu erreichen. In der Muße für die Einfachheit findet man einen Raum der Stille und inneren Friedens, der es ermöglicht, Geduld zu kultivieren und den Fluss des Lebens ohne Widerstand zu akzeptieren.

Die Suche nach dem wahren Selbst

 

Der Philosoph und Psychoanalytiker Erich Fromm, stellt in seinem in seinem Buch Haben oder Sein die interessante Frage: „Wer bin ich, wenn ich bin, was ich habe, und dann verliere, was ich habe?“ Dieser Satz lädt dazu ein, sich die Bedeutung äußerer Identifikationen bewusst zu machen und die grundlegende Frage nach dem „Wer bin ich?“, dem wahren Selbst, zu stellen.

In der modernen westlichen Gesellschaft neigt die einzelne Person meist dazu, sich über Besitztümer, Erfolge, Zugehörigkeit und Aussehen zu definieren und sich damit von anderen zu unterscheiden. In dem Zitat fordert Fromm dazu auf, die Vorstellung zuzulassen, dass diese äußerlichen Besitztümer und Qualitäten verloren gehen können – also vergänglich sind.

Diese Konfrontation mit dem möglichen Verlust äußerer Identifikationen ist eine Einladung, sich selbst zu betrachten und die Frage zu stellen: Wer ist man jenseits dessen?  Oder anders gefragt: „Wer bin ich eigentlich und was bleibt in meiner Wahrnehmung, wenn sich die Wichtigkeiten meiner Identität reduzieren?“ In der Praxis der Meditation werden dabei die eigenen Vorlieben und Abneigungen – also das eigene Wertesystem – bewusst gemacht und so belassen, also mit weniger Bedeutung versehen.

Im Innehalten der Meditation eröffnet sich dadurch ein Raum, in dem die wahre Natur gleichzeitig zu äußeren Einflüssen und materiellem Besitz erkundet werden kann. Durch das bewusste weniger-wichtig-Nehmen von Gedanken, Bewertungen, Erwartungen und Vorstellungen, schenkt man dem Da-Sein Aufmerksamkeit. So kann man mit dem Erleben des gegenwärtigen Moments, sich selbst auf einer Ebene abseits gewohnter Identifikationen entdecken. Viele Menschen beschreiben diesen Weg als Tiefe, Stille oder als ein Gefühl des „Zu-Hause-Ankommens“.

Mit der meditativen Frage nach dem „Wer bin ich?“ begibt man sich auf eine Reise des Erkennens, das oft mit dem Gefühl von Freiheit und Authentizität begleitet wird.

Erich Fromm beschrieb in seinen Texten immer wieder, die Bedeutung der Innenschau und die damit verbundene Möglichkeit, das Wesen des Menschseins zu entdecken. Er betonte auch die Wichtigkeit, von gesellschaftlichen Normen und äußeren Identifikationen zu hinterfragen, um Autonomie zu verwirklichen. Möglicherweise ist Meditation eine geeignete Übung darin.

 

 

 

Willkommen im Jetzt!

Kannst du eigentlich nicht gegenwärtig sein?

Körperlich gesehen wohl nicht. Zeitreisen in die Zukunft und Vergangenheit sind auch im Jahr 2023 auf gedankliche Vorstellungen beschränkt. Dieser innere (ScienceFiction)Film ist dann zwar auch eine Art individuelle Form des Jetzt – steht aber nicht im Einklang mit der Umgebung und dem eigenen Körper – das hast du vielleicht selbst schon mal bemerkt, wenn du dir zu Hause gedankenverloren den Fuß angestoßen hast oder durch ein anderes kleines Missgeschick, blitzartig wieder im Einklang mit dem dich unmittelbar umgebenden Jetzt verbunden warst.
Auch das „sich Verlieren“ beim Surfen im Internet und den unendlichen Weiten der Socialmedia-Kanäle mag ein individuelles Erleben im Jetzt sein – doch kurz danach, stellt sich oft die Frage, wo die Zeit nur geblieben ist und oft hat man das Gefühl etwas versäumt zu haben.

 

Wie erkenne ich das Jetzt?

Ohne zu handeln,  übt man in der Meditation dem Moment und der unmittelbaren Umgebung mit all seinen Facetten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Durch das nicht-aktive-Verändern der Umstände, kann man sich einer natürlichen Gegenwart annähern, die nicht durch die eigene Perspektive geprägt ist, sondern durch alles, was gerade ist. Manchmal entsteht dadurch ein pures Dasein. Auch etymologisch betrachtet ergibt das Sinn, so bedeutet das Wort „gegenwärtig“ ursprünglich „dem Geschehen zugewandt“.

 

Erkenne dein Selbst

Teilnehmer:innen von Meditationskursen beschreiben ihre Motivation meditieren zu lernen oft damit, dass sie bei sich selbst, ein sprunghaftes und unruhiges Verhalten im Alltag bemerken. Es wäre in diesem angetriebenen Zustand schwierig in die Selbstbestimmung zu kommen, da das tägliche Leben sich, trotz freiwilliger Handlungen, fremdbestimmt anfühlt.

⇒ Finde hier alle Termine unserer Meditationskurse

Das bestätigt die These des deutschen Neurowissenschafters Joachim Bauer, die in unserer westlichen Gesellschaft eine Zunahme an seelischem Stress, Druck und Entfremdung aufzeigt. Die suchtartige Tendenz des Menschen sich abzulenken und sich selbst nicht mehr zu spüren und somit den Zugang zur eigenen Gesundheit zu verlieren, erschaffe einen Leidenszustand und gleichzeitig eine Sehnsucht nach Rückbesinnung, so Bauer. Sich mit meditativen Themen auseinander zu setzen, kann ein erster Schritt in die Richtung sein, sich selbst – abseits von Optimierungswünschen und gesellschaftlichen Rollen –  kennenzulernen. In der meditativen Übung, absichtslos den Moment wahrnehmen, bedeutet schließlich das eigene Selbst zu erkennen und ihm Raum zu geben.

⇒ hier geht`s zu geführten Meditationen in unserer Videothek 

Ursache und Wirkung?

Der menschlichen Logik liegt ein tiefes Vertrauen in eine Verlässlichkeit zu nachvollziehbaren Kausalitäten inne. Dieses „Wenn-Dann Prinzip“ verleiht Sicherheit durch vorhersehbare Abläufe.

Gleichzeitig besteht jedoch die Wirkung, dass diese Abläufe in ihrer Verlässlichkeit eine vereinnahmende Wirkung auf das Bewusstsein und den Alltag haben, so dass viele Menschen das Gefühl nicht loswerden, in einem Hamsterrad von gewünschten Wirkungen gefangen zu sein.

Wenn der Quantenphysiker Anton Zeilinger schreibt, dass Information und Wirklichkeit nicht getrennt sind, könnte man deuten, dass die Beobachter:innen mit ihrer willensbetonten Kausalität, die Wirklichkeit in einer Bewertung formen – sozusagen eine Wahr-Gebung erzeugen, die sodann weitere Abläufe in gleicher Weise generiert und wiederholt.

Im Zustand der Meditation kommt das Bewusstsein in einen Modus der Gleichzeitigkeit – die Quantenphysik benennt dies mit Verschränkung – wodurch die Wirklichkeit nicht mehr definiert, sondern der Freiraum aller Möglichkeiten sich vollzieht. Dieser absichtslose Zustand des Da-Seins wirkt vorerst unverlässlich, nach und nach jedoch geborgen, friedlich und sicher.

Freilich braucht es etwas Übung und Verständnis, sich einem absichtslosen Bewusstseinszustand zu nähern. Eine Vertiefung zu „Ursache und Wirkung“ kannst du in  unseren Meditations-Kursen oder Retreats erfahren. Wir bilden mit unseren Angeboten einen Trainings-Rahmen, in dem es möglich wird, sich schrittweise dieser essentiellen Form der Klarheit zu nähern.

 

Geführte Meditation mit Atemübungen

Meditation beginnt mit dem willentlichen Entschluss, alltägliche Rollen, Aufgaben und Gedanken weniger Aufmerksamkeit zu schenken, um dem gegenwärtigen Augenblick so zu begegnen wie er sich ereignet. Mit ein bisschen Übung lernt das eigene Bewusstsein in der Meditation eine beobachtende Haltung und Veränderungswünsche und -impulse werden reduziert – wodurch das Dasein und die damit verbundene Stille, ins Zentrum der Wahrnehmung rückt.

Den Fokus auf die Atmung oder die Körperhaltung zu lenken, bietet die Möglichkeit diese beobachtende, nicht wertende Haltung zu etablieren.

Die geführte Meditation beginnt mit einer Atemübung und begleitet dich – gemeinsam mit Stille – durch 7 Minuten des bewussten Daseins.

 

Eine Mini-Meditation für den Berufsalltag

Gegenwarts-Momente für den (Berufs-)Alltag

Im (Berufs)-Alltag erleben sich viele Menschen überfordert, da es nicht nur einer Tätigkeit zu folgen gilt, sondern mehrere wichtige oder sogar dringende Aufgaben auf der To-do-Liste warten. So stellt sich manchmal das Gefühl ein, zu langsam zu sein oder die Dinge gleichzeitig tun zu müssen oder dass die Zeit zu schnell verginge oder ähnliche Phänomene, die oft als Überforderung oder Zerstreutheit wahrgenommen werden. Nach den beruflichen Anforderungen warten meist noch private und so kann es sein, dass man schnell die Wahrnehmung für die Gegenwart – für das gelebte Leben – verliert. Denn wie Schopenhauer schreibt, ist „die Gegenwart, die einzige Zeit, die die volle Wirklichkeit besitzt“. Egal ob im Büro oder in der U-Bahn zwischen zwei  oder während Terminen – tatsächlich haben wir überall die Möglichkeit, die menschlich konstruierte zukunftsorientierte Timeline ruhen zu lassen und gegenwärtig zu werden. Für die Präsenz braucht es keine besondere Gabe oder Methoden – dennoch, können regelmäßig praktizierte „Mini-Meditationen“ dabei unterstützen, trotz Strom der To-Dos, sich dem eigenen Dasein bewusst zu sein.

Ein Vorschlag für eine einfache Mini-Meditation am Schreibtisch ist die „Klick-Klack-Meditation“:

Die „Klick-Klack-Meditation“

Du benötigst dafür einen normalen Kugelschreiber.
Atme ein, wenn du den Kugelschreiber-Schalter langsam drückst. Während du bewusst ausatmest, lässt du den Schalter wieder langsam los. Wiederhole dies, bis du mindestens fünf bewusste, ruhige Atemzüge genommen hast. Währenddessen kannst du deinen Atem spüren, die Körperwahrnehmung im Finger wird aktiviert und außerdem wird durch das Hören des „Klick-Klacks“ deine akustische Wahrnehmungsebene angesprochen. Alle diese Eindrücke sind gegenwärtig und erlauben dir für fünf Atemzüge ganz präsent zu sein.

Hier ist das ganze Zitat Schopenhauers ( aus: Aphorismen zur Lebensweisheit) zum Nachlesen:

„Diejenigen, die streben und hoffen und nur in der Zukunft leben, die immer nach vorne schauen und ungeduldig das Kommende erwarten, als etwas, das sie glücklich machen wird, wenn sie es bekommen, sind (…) genau wie jene Esel, die man in Italien sieht, deren Tempo man beschleunigen kann, indem man ihnen einen Stock mit einem Heuhaufen am Ende auf dem Kopf anbringt; dieses Heu sehen sie somit stets dicht vor sich und versuchen immer wieder, es zu erreichen. Diese Menschen betrügen sich selbst um ihr ganzes Dasein; sie leben permanent nur ad interim, bis sie schließlich sterben.

Anstatt also ständig über unsere Pläne nachzudenken und ängstlich in die Zukunft zu blicken oder uns dem Bedauerns über die Vergangenheit hinzugeben, sollten wir niemals vergessen, dass die Gegenwart die einzige Realität, die einzige Gewissheit ist; dass die Zukunft fast immer entgegen unserer Erwartungen verläuft; dass auch die Vergangenheit ganz anders war, als wir uns sie vorstellen. Aber die Vergangenheit und die Zukunft sind im Großen und Ganzen von geringerer Bedeutung, als wir denken. Die Ferne, die Objekte für das äußere Auge klein erscheinen lässt, lässt sie im Denken groß erscheinen. Die Gegenwart allein ist wahr und wirklich; sie ist die einzige Zeit, die die volle Wirklichkeit besitzt, und ausschließlich in ihr liegt unser Dasein.“

 

Meditation als Unterstützung im Schulalltag

Mit Schulbeginn werden alle Eltern und BegleiterInnen von Schulkindern wieder

gefordert – denn die schulischen Anforderungen und Herausforderungen sind in jeder Altersgruppe speziell und in der Wahrnehmung für jedes Kind und alle Jugendlichen individuell. Das Zusammensein mit Gleichaltrigen gibt die wichtige Möglichkeit das eigene Ich zu definieren, sich zu vergleichen, anzupassen,  zu messen und zu unterscheiden. Gleichzeitig kann das gerade mit Zunahme der gefragten schulischen Leistungen und engen Rahmenbedingungen anstrengend und überfordern wirken.

Bewusste Zeiten des so-Seins und nicht verändern-Müssens, können für Heranwachsende eine entspannende Pause sein, die, wenn ritualisiert, eine gute Basis in der dynamischen Zeit des Heranreifens bilden kann.

Hier deshalb einige Tipps für gemeinsame Meditationen für alle, die Menschen im Schulalter begleiten:

 

Kinder im Volksschulalter:

  • Still-Sein in Abwechslung mit Bewegung
  • Bildhafte Geschichten
  • kurze Meditationen – 1-2 Minuten

10-14 Jährige:

  • Spielerische Achtsamkeitsübungen in den Alltag integrieren
  • Atemtechniken mit Bewegung
  • 1-5 Minuten

15-19 Jährige

  • Bewusstsein für Selbstverantwortung vermitteln
  • Fokus zentrierte Techniken werden oft als anstrengend empfunden. Stattdessen das so-Sein-lassen üben
  • 1-15 Minuten

 

Meditationen können in der Familie gut gemeinsam praktiziert werden. Wichtig ist dabei, dass es immer ein freiwilliges Angebot bleibt und spielerische Qualitäten mit sich bringt. So kann man eine Meditation mit Duft, Farben oder achtsames Schokolade-Essen als Anker für die Gegenwärtigkeit etablieren.

Wir haben für kleine und große Meditationsbegeisterte den 3-fachen Schüttler entwickelt. Du findest ihn in diesem Video.

 

Jeder Schritt aufs Neue…

Hier geht´s zu einer geführten Gehmeditation – genauere Hintergründe zu dieser bewegten Praxis erfährst du weiter unten im Blogbeitrag. Wir wünschen dir viel Freude beim Gehen!

Zu gehen bedeutet für Menschen meistens eine Strecke zu überwinden, also von A nach B zu kommen. Selten ist jedoch im Gehen das Bewusstsein ganz auf den Weg oder den körperlichen Vorgang gerichtet – vielmehr nützt der Geist die Gelegenheit über Situationen oder Problemstellungen in der Zukunft oder Vergangenheit nachzudenken. Achtsames Gehen kann die Gegenwärtigkeit im Alltag unterstützen und benötigt keine extra-Zeit.

So wird Gehen zu deiner täglichen Achtsamkeits-Praxis:

  • Übungsweg definieren – möglichst eine Strecke, die du täglich gehst. Dies kann der Weg von zu Hause zur Straßenbahnstation sein, Treppensteigen, der tägliche Weg vom Schreibtisch zur Kaffeeküche, …
  • Füße spüren. Mit welchem Teil des Fußes berührst du als erstes den Boden? Rollst du mehr über die Außenkante oder Innenkante ab? Wie fühlen sich deine Fußballen und Zehen an?
  • Aufmerksamkeit während der gesamten Übung immer wieder zum Wahrnehmen deiner Füße zurücklenken.
  • mit einem bewussten Atmenzug die Übung beenden

Alternativ kannst du wie folgt auf deinem Übungsweg bewusst gehen:

  • während des Gehens Atmung wahrnehmen
  • Was siehst du auf dieser Strecke, welche Details fallen dir auf?
  • Wie hört sich die Umgebung gerade an?
  • Wie riecht deine Umgebung?
  • Was denkst du gerade?
  • Lenke deine Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Bereiche deiner Körperwahrnehmung (Hüfte, Arme, Schultern, Gleichgewicht, etc.)

Gehmeditation

Zu meditieren bedeutet nicht immer still zu sitzen. Auch das Gehen kann zu einer formellen Meditation und zu einer willkommenen Abwechslung der eigenen Praxis werden.

In der Gehmeditation steht das Gehen selbst im Fokus und ist ziel- und absichtslos. Entscheidend ist also das Gehen selbst, nicht das Ankommen, denn Gehmeditation ist kein Mittel und benötigt kein Ziel. Es eignet sich deshalb im Kreis zu gehen oder eine Strecke immer wieder auf und ab. Man geht also nicht, um irgendwo anzukommen, sondern man geht nur des Gehen willens. Jeden Schritt aufs Neue, hat man die Gelegenheit gegenwärtig zu sein und nichts erreichen zu wollen.

Es gibt zwei klassische Arten der Gehmeditation, die sich vor allem durch das Tempo unterscheiden – für beide gilt:

  • bestimmte Zeitdauer für die Gehmeditation definieren
  • bestimmte Strecke ohne Ziel definieren
  • kurzen Einstimmung

Langsames Gehen:

  • Bodenbeschaffenheit auf den Fußsohlen spüren
  • jeden Schritt ganz langsam und sehr bewusst aufsetzen
  • Bewegung mit der Atmung verbinden
  • Gehmeditation barfuß ausprobieren

Schnelles Gehen:

  • inneres Tempo fühlen
  • Bewegung bewusst wahrnehmen
  • Bewusst machen, dass es nichts zu erreichen gibt
  • Jeder Schritt ist Ausdruck der Präsenz

Ab September hast du bei Meditas die Möglichkeit bei „Sit&Walk“-Meditationsabende die Kraft der Gehmeditation zu erfahren.

ALLES ist Schwingung

“ALLES hat seine Gezeiten. ALLES steigt und fällt. ALLES ist Schwingung.“ (Alan Watts)

Wir streben im Allgemeinen die Zeiten an, in denen es bergauf geht oder wir oben, am Wellenberg des Lebens, verweilen. Wer möchte schon, außer im Vergnügungspark, gerne rasante Talfahrten erleben – Rückschläge, Tiefpunkte. In der Meditation kann man das Bestreben nach dem stetigen Bergauf ablegen und sich somit dem natürlichen Rhythmus des Lebens annähern. „Alles besitzt seine Gezeiten. Alles steigt und fällt. Alles ist Schwingung.“ Durch Meditation und Achtsamkeitspraxis wird es möglich, wieder die ganze Welle zu sehen. Das Leben wie es ist.

 

 

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