Blog

Sein

Dieses Zitat vom zeitgenössischen Philosophen Richard David Precht ist eine mögliche Erinnerung inne zu halten und einen Moment so sein zu lassen wie er ist. Meditation kann zu diesem Erfahrungsraum des Seins werden und sich mit zunehmender Praxis auch auf den Alltag ausdehnen.

Stille

Es gibt nicht nur die akustische Stille. Worte vermögen es kaum zu beschreiben – Stille kann überall sein und unterschiedliche Qualitäten haben, z. B. auch verbunden sein mit einem Gefühl der Lebendigkeit oder mit bestimmten Klängen. Stille kann meditativ im Sinne der Raumwahrnehmung auch im Kontakt mit Menschen, Pflanzen oder Kunstwerken empfunden werden. Ein inneres Gefühl der Resonanz mit dieser Seinsqualität entstehen lassen, jener innewohnenden Gemeinsamkeit, die Verbundenheit schafft.

Vielleicht benötigt es etwas Zeit und Muße, sich nicht von der Oberfläche ablenken zu lassen – Meditation kann eine unterstützende Übung dafür sein.

Stadtmeditation: Fünf Outdoor-Meditationsplätze in Wien

Die eigene Meditationspraxis muss räumlich nicht unbedingt an die eigenen vier Wände oder den Meditationskurs gebunden sein. Gerade in den wärmeren Monaten ist es möglich, sich etwas Zeit der Ruhe und des Besinnens auch in einer natürlichen oder urbanen Umgebung zu gönnen. Wir stellen euch ein paar besondere Plätze in Wien vor, die sich für diese Zwecke eignen. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie sich die Meditation an verschiedenen Orten anders anfühlen kann.

Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal im Volksgarten ist ein willkommener Ausgangsort für Achtsamkeit und innere Ruhe. Auf den Stufen vor dem Denkmal, das sich etwas abseits vom Wirbel im Volksgarten befindet, kann man es sich gemütlich machen und die Brunnen rechts und links davon als Meditationsobjekte verwenden.

Auch mitten in Wien, zum Beispiel am Donaukanal, etwa gegenüber von der Urania, finden sich kreative und inspirierende Meditationsorte. Baumstümpfe entlang des Kanals eignen sich hervorragend als Meditationssitzplätze und die fließende Qualität des Wassers kann als Erinnerung dienen, die eigenen Gedanken vorbeiziehen zu lassen.

Der Schönbrunner Schlosspark ist ein idealer Rückzugsort vom Trubel der Stadt, denn hier gibt es eine Vielzahl an ruhigen Stellen und eine wunderschöne Parkanlage, die zum Meditieren einladen. Der „Schöne Brunnen“ nahe der Ruinenallee im Meidlinger Teil des Parks in der Ecke eines Heckenganges kann eine besondere Inspirations“quelle“ der Einkehr an heißen Sommertagen sein. Der Name Schönbrunn stammt übrigens von dieser Heilwasserquelle des „Schönen Brunnens“.

Die ursprüngliche Qualität der Donau ist heute noch im Donaupark präsent und spürbar und stellt so einen idealen Platz zum Kraft auftanken dar. Der Standort, der früher von wasserführenden Altarmen des Flusses und trockenen Abschnitten geprägt war, erinnert an die ständige Veränderung und den stetigen Wandel im Leben.

Wer sich ein bisschen mehr Zeit nehmen kann und das Grüne sucht, ist Am Himmel über Wien gut aufgehoben. Der Lebensbaumkreis bietet viele Möglichkeiten, um in einer sitzenden oder gehenden Meditation in sich zu kehren und die eigene Meditationspraxis zu vertiefen.

Sei dabei: Gemeinsam meditieren wir am Sonntag, 15. Juli 2018 Am Himmel.

 

Meditation urban … zum Beispiel am Donaukanal.

Stoizismus: Eine meditative Philosophie?

Die Frage „wie soll ich leben?“ ist ein zentraler Aspekt in der (gelebten und praktizierten) Stoischen Philosophie. Basierend auf den vier Kardinaltugenden dieser Philosophie – Gerechtigkeit, Weisheit, Mut und Mäßigung – wird versucht, den Unterschied zu erkennen zwischen dem Steuerbaren und dem was man geschehen lassen könnte. Hier finden sich schon erste interessante Überschneidungen zwischen der Stoischen Philosophie und Meditation: während Praktizierende in der Meditation die Fähigkeit entwickeln, ihr Bewusstsein zu lenken, versuchen praktizierende (Neo-)Stoiker sich ausschließlich auf Veränderbares zu fokussieren. Auf diese Weise wäre es möglich, Akzeptanz für Unveränderliches zu entwickeln ohne deswegen notwendigerweise apathisch zu werden.

Für Stoiker sind auch tägliche Rituale und Reflexionen von essentieller Bedeutung. Meditationen waren und sind dabei integral. Schon Marc Aurel, römischer Kaiser und Philosoph, realisierte dies in seinen Selbstbetrachtungen: „Es steht dir ja frei, zu jeglicher Stunde dich in dich selbst zurückzuziehn, und nirgends finden wir eine so friedliche und ungestörte Zuflucht als in der eignen Seele […]. Auf diese Weise also ziehe dich beständig zurück, um dich immer wieder aufzufrischen.“ Idealerweise werden am Morgen mögliche Herausforderungen des Tages reflektiert und wie eine oder mehrere der Tugenden eingesetzt werden könnten. Tagsüber ist der Stoiker bestrebt, Achtsamkeit in den Alltag einzubinden, zu versuchen im „hic et nunc“, im hier und jetzt, zu verweilen und sich darüber hinaus der Auswirkungen all ihrer Handlungen bewusst zu werden.

In dem abschließenden Zitat von Marc Aurel, „[b]licke in dein Inneres! Da drinnen ist eine Quelle des Guten, die nimmer aufhört zu sprudeln, wenn du nur nicht aufhörst nachzugraben,“ werden Parallelen zwischen der Stoischen Philosophie und meditativer Haltung deutlich, aus deren Quelle die Praktizierenden schöpfen können.

Stoischer Philosoph (Foto: © Carole Raddato, Wikimedia Commons)

Der lebendige sprunghafte Tanz des Geistes

In Ausübung der Meditation sind es überwiegend die kognitiv, geistigen Wesensanteile, die unberechenbar erlebte Ablenkungen von einem angestrebten Zustand bedingen. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit selbstbestimmten Möglichkeiten zur Ausrichtung des Bewusstseins in der Meditation zwischen Konzentration (Beständigkeit) und Wandel (Unbeständigkeit).

Ein Umstand, der dem auf Erkenntnis ausgerichteten, Verstand in der Meditation Stabilität verleiht, ist die wissentliche Art und Weise der Durchführung einer Meditation (das Wie?) sowie die Absicht mit welcher meditiert wird (Thema, Ziel?). Diese Bahnungen wirken klärend und konstant auf den interessierten Geist. Einer möglichen thematischen Zielrichtung sollen die folgenden Zeilen gewidmet sein.

Es ist die Natur eines lebendigen menschlichen Wesens, beständig das Bewusstsein zur Aktualisierung der Umgebungsqualität und Evaluierung von Vergangenheit und Zukunft zu nützen. Ein fließender oft fliegender Wechsel zwischen Dimensionen wie Informationsaufnahme, Inspiration, unbewusster Verarbeitung, Konzentration sowie Denkprozessen. Die Wahrnehmung dieser Dynamiken tritt gerade in gelassenen Momenten, wie bei Haltestopps im Alltag und Meditationen, noch deutlicher zum Vorschein. Während der Körper an einem Punkt im Alltag Halt macht, tanzt ein anderer Teil des Wesens munter umher. Erst eine selbstbestimmte Erlaubnis des beobachtenden Ich-Bewusstseins, den Tanz des Geistes am Spielplatz jener Dimensionen zu erlauben aber nicht in Verbindung damit zu sein, bringt Achtsamkeit für den gegenwärtigen Punkt an dem man gerade angekommen ist.

Die beschriebene Spannkraft wird einerseits verursacht durch ein menschliches Bedürfnis nach Beständigkeit und Schaffen zum Beispiel von Beziehungen, Leben, Sicherheit, Beruf. Verstand und Konzentration zielen auf die Konstanz des Geschaffenen, wie auch darauf, Gefahren für die Fortdauer frühzeitig zu erkennen oder auch Neues zu erwirken. Hieraus entsteht vermutlich auch der Wunsch, wie im Außen so in der Meditation, das unberechenbare Innere zu zähmen, woraus vermeintliche Stärke abgeleitet würde (absolute innere Stille).

Dem Gegenüber steht die bereits erwähnte Erfahrung einer allgegenwärtigen Unbeständigkeit des Daseins. In der meditativen Haltung angelehnt an die Aussage Buddhas „Alles was entstanden ist, wird wieder vergehen“, wird das Werden und Vergehen innerlich thematisiert – jener, meist verdrängte, Wandel von Moment zu Moment etwa von Gegenständen, Menschen, Gedanken, der Zeit in einem unbeständigen Prozess.

In dieser Bewusstseinshaltung wird das Behältnis der meditativen Achtsamkeit (siehe Artikel: Das Wesen der Achtsamkeit) zum Becken für das Kommen und Gehen, dem Wandel des eigenen Wesens, des Alterns wie eben auch des lebendigen Tanzes vom Geist und seiner Suche nach Beständigkeit. So tanzt der Geist im Achtsamkeitsraum munter dahin und unterstützt dabei paradoxerweise die Gelassenheit. Im Gegensatz zur Beständigkeit suchenden Alltagskonzentration bleibt bei der Achtsamkeit das Bewusstsein offen und sammelt sich am gegenwärtigen Punkt im Selbst (Selbstbewusstsein), wirkt also nicht zerstreuend. Auch in der bekannten konzentrativen Meditation, welche mantrahaft ein Objekt in den Fokus der Wahrnehmung stellt, dient diese Grundhaltung der inneren Gelassenheit gegenüber allem Unbeständigen.

In dieser möglichen Ausrichtung meditativer Achtsamkeit wird überdies die Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, indem die Selbstwahrnehmung in Akzeptanz zur eigenen wechselhaften Natur gebracht werden kann.

 

Sand

Das Wesen der Achtsamkeit – Mindfulness

Die ursprünglichen Bedeutungen des Begriffes „Acht“ findet man einerseits in der Zahlenreihe, die von einem Längenmaß ausgestreckter 4 Finger zweier Hände abgeleitet ist. Sozusagen ein achtsames Messen mittels des Anlegens der 8 Finger (ohne Daumen) an einem Gegenstand. Andererseits in einer Ausrichtung des Achtens einem ausgesuchten Etwas gegenüber. Der Begriff Acht war einerseits ein kirchlicher oder gerichtlicher Bann, der jemanden in die Friedlosigkeit verurteilte. Jemand wurde also mit Acht versehen und war damit vogelfrei oder verbannt, jedermann sollte sich vor dieser Person in Acht nehmen. Die konträre Bedeutung der positiven Beachtung, also des sorgsamen Umganges mit Etwas oder Jemandem wird der Begriff andererseits als Achtung oder Obacht bezeichnet. Diese Form der Sorgsamkeit wird etymologisch aus indogermanischen Silben abgeleitet, die mit scharfsinnig oder spitzig (die Ohren spitzen) in Verbindung gebracht wird.

Hier tritt der Aspekt des Bewusstseins, dem Überbegriff aller Sinneswahrnehmungen, in den Vordergrund. In allen Fällen der Ableitung des Wortstammes, kann von der Notwendigkeit einer Konzentration also der bewussten Ausrichtung der eigenen Sinne auf ein Ziel ausgegangen werden. Dies ist ein Teilbereich der Achtsamkeit. Doch Achtung – nicht jede Form der Sinnesausrichtung führt zur meditativen Achtsamkeit.

„Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Einfach gesagt bedeutet Achtsamkeit nicht urteilendes Gewahrsein von Moment zu Moment.“  (Jon Kabat-Zinn in Das Abenteuer Achtsamkeit)

Die Aufmerksamkeit, man könnte auch sagen die Achtung, auf den gerade stattfindenden Moment zu lenken scheint ein selbstverständlicher Akt des Erlebens zu sein. Wo solle man die Aufmerksamkeit sonst hinlenken, als auf den Moment in dem wir uns gerade befinden? Es gibt einige Mechanismen unseres menschlichen Wesens, die meinen, nur bei Gefahr oder besonders außergewöhnlichen Momenten vollends auf das Geschehende zu achten. In normalen Alltagssituationen sind die Sinne meist gestreut auf die Umgebung gerichtet, in die Zukunft oder Vergangenheit gelenkt, beschäftigen sich mit Erwartungen oder problematischem Vergangenen.

All diese erwähnten Bewusstseinsströme hindern jedoch die meditative Achtsamkeit nicht im Geringsten, ausgenommen sie führen zu einem Urteil, einer Bewertung in gut und schlecht, mögen oder nicht mögen oder dergleichen. In jenen Fällen des Beurteilens tritt eine analytische Instanz in Kraft – die Kognition – welche Informationen nicht nur wahrnimmt oder annimmt so wie sie sind (vgl. Begriff der Meditationsrichtung Vipassana „die Dinge sehen wie sie sind“) sondern Informationsverarbeitung und bezugnehmendes Bewerten entsteht. Diesem Vorgang des Verstandes entkommen wir als menschliches Wesen nur schwerlich, will dieser doch beständig von einer meditativen Achtsamkeit ins bewertende Denken führen.

Hier gibt es eine, nur scheinbar, widersprüchliche Lösung in einer meditativen Technik mittels der inneren Haltung von einem das eigene Wesen umfassenden, gelassenen, verständnisvollen Behältnisses. Dieses Gefäß selbst stellt das freundliche ICH-Gefühl dar, das bereit ist, alle Regungen und Wahrnehmungen mit einzuschließen. Paradoxerweise wird auch das beurteilende Denken, in den nicht beurteilenden Behälter gelegt und kann darin verweilend zur Ruhe kommen, wie alle anderen Elemente des Moments also Emotionen, Geräusche, Körperregungen usw. Darin liegt die Haltung eines Gewährens dem Moment gegenüber so zu sein wie es im Augenblick ist.

Die Achtsamkeit führt durch die Entwicklung der Erfahrung in einen möglichen Zustand, welcher sich Gewahrsein (Awareness) nennt. In diesem Zielzustand kann sodann ein Moment nach dem Anderen sein.

Doch wie unterscheidet sich der achtsame Bewusstseinszustand von konzentrierter Wahrnehmung?

Dazu mehr in einem der nächsten Beiträge.

Alexander Knoll

BildVorraum

Gedankenmeer – gedankenleer

Im Alltag kreisen meistens die Gedanken immer und immer wieder um die gleichen Themen – man hat oft das Gefühl sie sind ein selbstständiger Kreislauf, den man nicht mitbestimmen kann. So fühlen sich viele Menschen ohnmächtig und innerlich rastlos.

In der Meditation geht es nicht darum, alle Gedanken wegzuschieben oder wegzusperren. „Lass deine Gedanken einfach weiterziehen…“ Das hört sich manchmal so einfach an… meist ist der nächste Gedanke aber schon schneller wieder da, als der erste weggezogen.

Zunächst geht es also darum die eigenen Gedanken zu erkennen und erforschen und sich mit ihnen anzufreunden. Im zweiten Schritt kann man dann erlernen, leere Gedanken zu erzeugen. Bildlich gesprochen: Man stellt sich eine Gedankenblase vor (siehe Abbildung). Langsam lässt man den Text in der Blase verblassen und schließlich verschwinden. Manchmal zerplatzt sogar eine Blase unvermutet.

Übrigens: In bestimmten Meditationstechniken, sind Gedanken sogar förderlich. Jene Gedanken nämlich, die mit dem Alltag nichts zu tun haben – entweder bewusst gedacht werden oder auch durch Inspiration entstehen.

 

Leere Gedanken

Man kann nicht falsch meditieren

Stimmt diese Aussage wirklich – wir meinen „JA!“. Alleine die Haltung meditieren zu wollen, sich Zeit dafür zu nehmen und sich dann auch bewusst in Meditationshaltung zu begeben, bedeutet einen Ausstieg aus dem Alltag. Und dies alleine kann schon beruhigend und selbsterkennend wirken. Kreisen meine Gedanken während der Meditation und bin ich im Gefühlswirrwarr, habe das Gefühl mich nicht im Griff zu haben – dennoch ich sitze still und atme durch – ich bin nicht im alltäglichen Handeln und agiere nicht. Das alleine bedeutet schon Meditation. Falsch meditieren kann man demnach nur, wenn man gar nicht meditiert.

Hundmeditiert

Selbst-Bewusstsein – Meditation als Weg zu mehr Selbstbewusstsein

Meditation könnte man auch als Innenschau bezeichnen. Man lernt sich auf bestimmten Ebenen selbst zu beobachten und wahrzunehmen. Z.B. auf der Ebene des Körpers. Den eigenen Körper und dessen Befindlichkeiten von innen heraus zu spüren, bezeichnet man auch als Körperwahrnehmung. Ein Teil der Meditation ist ein Training dieser auf körperliche Prozesse gerichteten Tiefensensibilität – zum Beispiel übt man das Wahrnehmen der eigenen Atmung. Aber auch andere Bereiche oder Körperfunktionen (z.B. der Herzschlag) können in der Meditation intensiv gespürt werden. Die körperliche Innenschau empfiehlt sich vor allem als Einstieg in eine Meditation. So können Spannungen vom Alltag schon zu Beginn der Meditation wahrgenommen und vielleicht sogar losgelassen werden.
Wesentlich ist auch, dass der Körper – im Gegensatz zu den Gedanken – nicht in der Zukunft oder Vergangenheit sein kann. Der Körper ist immer im JETZT. Konzentriere ich mich intensiv auf meine Körperwahrnehmung, bin ich also auch unweigerlich in der Gegenwart angekommen und kann mich voll und ganz in diesem Moment wahrnehmen. Das vermittelt Ruhegefühl und guten Kontakt zu mir selbst.

Im Laufe der Meditationspraxis wird gelernt auch andere Bereiche als den Körper bewusst wahrzunehmen. Meditierende werden selbst-bewusster und können diese neuen Selbst-Wahrnehmungen auch im Alltag integrieren.

X