Inspiration

Stadtmeditation: Fünf Outdoor-Meditationsplätze in Wien

Die eigene Meditationspraxis muss räumlich nicht unbedingt an die eigenen vier Wände oder den Meditationskurs gebunden sein. Gerade in den wärmeren Monaten ist es möglich, sich etwas Zeit der Ruhe und des Besinnens auch in einer natürlichen oder urbanen Umgebung zu gönnen. Wir stellen euch ein paar besondere Plätze in Wien vor, die sich für diese Zwecke eignen. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie sich die Meditation an verschiedenen Orten anders anfühlen kann.

Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal im Volksgarten ist ein willkommener Ausgangsort für Achtsamkeit und innere Ruhe. Auf den Stufen vor dem Denkmal, das sich etwas abseits vom Wirbel im Volksgarten befindet, kann man es sich gemütlich machen und die Brunnen rechts und links davon als Meditationsobjekte verwenden.

Auch mitten in Wien, zum Beispiel am Donaukanal, etwa gegenüber von der Urania, finden sich kreative und inspirierende Meditationsorte. Baumstümpfe entlang des Kanals eignen sich hervorragend als Meditationssitzplätze und die fließende Qualität des Wassers kann als Erinnerung dienen, die eigenen Gedanken vorbeiziehen zu lassen.

Der Schönbrunner Schlosspark ist ein idealer Rückzugsort vom Trubel der Stadt, denn hier gibt es eine Vielzahl an ruhigen Stellen und eine wunderschöne Parkanlage, die zum Meditieren einladen. Der „Schöne Brunnen“ nahe der Ruinenallee im Meidlinger Teil des Parks in der Ecke eines Heckenganges kann eine besondere Inspirations“quelle“ der Einkehr an heißen Sommertagen sein. Der Name Schönbrunn stammt übrigens von dieser Heilwasserquelle des „Schönen Brunnens“.

Die ursprüngliche Qualität der Donau ist heute noch im Donaupark präsent und spürbar und stellt so einen idealen Platz zum Kraft auftanken dar. Der Standort, der früher von wasserführenden Altarmen des Flusses und trockenen Abschnitten geprägt war, erinnert an die ständige Veränderung und den stetigen Wandel im Leben.

Wer sich ein bisschen mehr Zeit nehmen kann und das Grüne sucht, ist Am Himmel über Wien gut aufgehoben. Der Lebensbaumkreis bietet viele Möglichkeiten, um in einer sitzenden oder gehenden Meditation in sich zu kehren und die eigene Meditationspraxis zu vertiefen.

Sei dabei: Gemeinsam meditieren wir am Sonntag, 15. Juli 2018 Am Himmel.

 

Meditation urban … zum Beispiel am Donaukanal.

Stoizismus: Eine meditative Philosophie?

Die Frage „wie soll ich leben?“ ist ein zentraler Aspekt in der (gelebten und praktizierten) Stoischen Philosophie. Basierend auf den vier Kardinaltugenden dieser Philosophie – Gerechtigkeit, Weisheit, Mut und Mäßigung – wird versucht, den Unterschied zu erkennen zwischen dem Steuerbaren und dem was man geschehen lassen könnte. Hier finden sich schon erste interessante Überschneidungen zwischen der Stoischen Philosophie und Meditation: während Praktizierende in der Meditation die Fähigkeit entwickeln, ihr Bewusstsein zu lenken, versuchen praktizierende (Neo-)Stoiker sich ausschließlich auf Veränderbares zu fokussieren. Auf diese Weise wäre es möglich, Akzeptanz für Unveränderliches zu entwickeln ohne deswegen notwendigerweise apathisch zu werden.

Für Stoiker sind auch tägliche Rituale und Reflexionen von essentieller Bedeutung. Meditationen waren und sind dabei integral. Schon Marc Aurel, römischer Kaiser und Philosoph, realisierte dies in seinen Selbstbetrachtungen: „Es steht dir ja frei, zu jeglicher Stunde dich in dich selbst zurückzuziehn, und nirgends finden wir eine so friedliche und ungestörte Zuflucht als in der eignen Seele […]. Auf diese Weise also ziehe dich beständig zurück, um dich immer wieder aufzufrischen.“ Idealerweise werden am Morgen mögliche Herausforderungen des Tages reflektiert und wie eine oder mehrere der Tugenden eingesetzt werden könnten. Tagsüber ist der Stoiker bestrebt, Achtsamkeit in den Alltag einzubinden, zu versuchen im „hic et nunc“, im hier und jetzt, zu verweilen und sich darüber hinaus der Auswirkungen all ihrer Handlungen bewusst zu werden.

In dem abschließenden Zitat von Marc Aurel, „[b]licke in dein Inneres! Da drinnen ist eine Quelle des Guten, die nimmer aufhört zu sprudeln, wenn du nur nicht aufhörst nachzugraben,“ werden Parallelen zwischen der Stoischen Philosophie und meditativer Haltung deutlich, aus deren Quelle die Praktizierenden schöpfen können.

Stoischer Philosoph (Foto: © Carole Raddato, Wikimedia Commons)

Inspiration Rainer Maria Rilke

“Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen, die tief von Innen kommt, und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann; alles ist ausgetragen – und dann gebären.

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos still und weit…

Man muss Geduld haben, gegen das Ungelöste im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Frage lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antwort hinein.”

Rainer Maria Rilke

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