Wie unterscheidet sich Meditation von mentalem Training?

Dieser Blogbeitrag dient dazu genauer zu betrachten, welche inneren Handlungen unter Meditation verstanden werden können. Wie kann man erkennen, ob man selbst gerade meditiert – oder eher mentales Training betreibt?

Dieser Blogbeitrag dient dazu genauer zu betrachten, welche inneren Handlungen unter Meditation verstanden werden können. Wie kann man erkennen, ob man selbst gerade meditiert – oder eher mentales Training betreibt?

Hierzu betrachten wir einerseits die inneren Vorgänge (Selbstwahrnehmung) während der Meditation: deine grundsätzliche Haltung sowie selbstgestaltete Impulse. Andererseits geht es darum, bei angeleiteter Meditation zu erkennen, wohin man gerade begleitet wird – also anhand der Einführung zur Meditation und der Worte der geführten Meditation selbst zu unterscheiden:

Führt der Weg in eine achtsame, absichtslose Meditation oder in ein zielorientiertes, suggestiv gestaltetes Mentaltraining?

Mentales Training: Ziele, Motivation und Optimierung

Menschen sind meist dann besonders motiviert, wenn sie ein erstrebenswertes Ziel vor Augen haben. Oft sind diese Ziele nicht so einfach zu erreichen, was sie noch begehrenswerter macht. Daraus entsteht das Bedürfnis, sich selbst verbessern und optimieren zu müssen und Opfer zu bringen, um in Richtung eines möglichen Erfolges voranzukommen.

Die dazu erforderlichen Kompetenzen sind Willensstärke, Selbstoptimierung und ein Glaube, dass die Zielerreichung das Leben verbessern wird.

Genau an diesem Motivationsmuster knüpfen viele der heute als Meditation angebotenen Anleitungen und Kurse an. Sie wecken gezielt Sehnsüchte nach innerem Frieden, persönlicher Entwicklung oder einem besseren Leben und verpacken diese Verlockungen in scheinbar logische Kausalzusammenhänge. So laden sie dazu ein, sich und das eigene Leben gezielt zu verbessern. In den typischen Wenn/Dann-Formulierungen dieser Beschreibungen wird mentales Traininghäufig in spirituellem Gewand als Meditation bezeichnet.

Ein paar Beispiele:

Ein sehnsuchtsvoller Zielzustand wie: Innerer Friede, tiefe Ruhe, Verbundenheit usw. wird erreicht, wenn…

… du eine bestimmte Atemtechnik verwendest

… du Körperhaltungen einnimmst

… du keine Gedanken mehr hast

… du deine Vergangenheit akzeptierst

… du bestimmte Worte wiederholst

… du an etwas Bestimmtes glaubst

… du dich mit vorgegebenen Vorstellungen verbindest.

All diese Techniken sind im mentalen Training oder in Therapieverfahren durchaus wirksam und sinnvoll. Sie werden jedoch häufig suggestiv eingesetzt – das heißt, sie wirken beeinflussend und zielen darauf ab, bestimmte Gedanken, Gefühle oder innere Einstellungen gezielt hervorzurufen. Mitunter geschieht dies auch in Verbindung mit Trance, um bestimmte Ziele zu erreichen, die das Ich-Bewusstsein stärken sollen. Im Unterschied zur Meditation wird hierbei oft auch ein bewusster Transfer in den Alltag angestrebt.

Meditation: Gegenwärtigkeit und absichtsloses Sein

Obwohl es keine einheitliche Definition von Meditation gibt, sind viele Lehrende und Praktizierende der Meinung, dass die vorbehaltslose Wahrnehmung der Gegenwärtigkeit sowie das Unterlassen operativen Handelns als meditative Praxis verstanden werden: Also ein Im-Moment-Sein, ohne diesen verändern oder verbessern zu wollen.

Jiddu Krishnamurti beschrieb es so:

„Meditation bedeutet, eines jeden Gedanken, eines jeden Gefühls gewahr zu sein, niemals zu sagen sie seien richtig oder falsch, sondern sie einfach zu beobachten und ihnen nachzugehen.“ (Krishnamurti J., Einbruch in die Freiheit, 165)

In diesem Sinne werden nicht nur die eigenen inneren Vorgänge, sondern auch sinnliche Reize der Umgebung unbewertet belassen, somit kein Ziel verfolgt, um irgendwo hin zu gelangen, sondern das Jetzt so belassen, wie es sich natürlich zeigt. 

Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu einem Bewusstseinszustand der Selbstoptimierung, welcher immer wieder der Kontrolle (richtig/falsch) bedarf – um wie beim mentalen Training zu überprüfen, ob der zielgerichtete Weg noch verfolgt wird. In der Meditation werden solche, manchmal natürlich auftretenden, Kontrollgedanken erkannt und annehmend und ohne Bewertung belassen.

Fazit: Wesentlicher Unterschied

Der Unterschied zwischen Meditieren und mentalem Trainieren liegt also:

  • in der oft schon vorab formulierten Zielerreichung (dies können auch sogenannte spirituelle Ziele sein),
  • in der operativen Bewusstseinskontrolle,
  • und in der Selbstoptimierung während des Vorgangs beim mentalen Training.

Darüber hinaus liegt der Kern der meditativen Haltung in einem tieferen Verständnis des Ich-Bewusstseins selbst: Durch die fortlaufende Wahrnehmung im Modus von Subjekt und Objekt – also das ständige Erleben als „Ich hier“ gegenüber „dem dort“ – entsteht eine Trennung zwischen Selbst und Welt, die das Ich-Bewusstsein stabilisiert.

Solange diese ich-aktiven Vorgänge weiterhin stimuliert werden – etwa durch Zielstreben, Bewertung oder Selbstoptimierung –, bleibt die Wahrnehmung der Trennung bestehen. Wenn sie jedoch in der Meditation nicht weiter genährt oder angestoßen werden, entsteht vollkommen ohne Zutun und ganz natürlich ein Bewusstseinszustand der Transzendenz – häufig als Verbundenheit oder Einheitserfahrung beschrieben.

Gerade hierin unterscheidet sich Meditation grundlegend von mentalem Training: Sie zielt nicht darauf ab, etwas zu erreichen, sondern öffnet den Raum für das, was ist.

Dieser Blogbeitrag möge zur Selbstreflexion anregen, die eigene Meditationspraxis in diesem Sinne genauer zu betrachten.

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