Zulassen, bewegen, Raum geben.
Kein Anfang. Kein Ziel.
Nur ein Moment, der sich nicht entscheidet:
Licht oder Schatten, Ordnung oder Chaos, Leichtigkeit oder Schwere.
Und doch ist alles da. Gleichzeitig.
Was, wenn innere Vielfalt ist wie ein Kleiderständer in einer bunten WG?
Nichts passt wirklich zusammen – Farben, Formen, Stimmungen hängen wild durcheinander.
Und doch hat jedes Teil seinen Platz. Irgendwie.
Diese Buntheit spiegelt die Haltung der absichtslosen Meditation wider: Hier steht nicht das Erreichen und Erhalten eines bestimmten Zustands im Mittelpunkt. Vielmehr eröffnet die Praxis einen Raum, in dem Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen einfach da sein dürfen – ohne Anspruch auf Kontrolle oder Bewertung.
So wie der Regenbogen mehr ist als die Summe seiner Farben, ist auch der Mensch mehr als eine einzige Identität, ein Gefühl oder ein Gedanke.
Meditation kann so zu einem Erfahrungsfeld für gelebte innere Vielfalt werden:
Innere Widersprüche dürfen nebeneinander bestehen, ambivalente Gefühle Raum einnehmen, vermeintlich Unpassendes darf willkommen sein.
Vielleicht spürt man gleichzeitig Erleichterung und Traurigkeit, Freude und Zweifel – auch solche Ambivalenzen dürfen in der Meditation da sein.
Innerer Raum für das Ungewohnte
Was wäre, wenn nicht alles rational erklärbar sein müsste?
Was, wenn sich das Erleben nicht durch Kontrolle, sondern durch radikale Offenheit entfalten dürfte?
In einer Welt, die häufig schnelle Antworten und eindeutige Kategorien verlangt, lädt die Meditation dazu ein, Ambivalenz auszuhalten.
Eigene Grenzen dürfen gespürt werden – nicht um sie zu verteidigen, sondern der Selbsterkenntnis wegen und im Sinne von Selbstverantwortung.
Eine Praxis der Offenheit und inneren Beweglichkeit
Meditation in dieser Haltung bedeutet auch, nicht fortwährend das eigene gewohnte innere System zu stabilisieren, sondern Veränderung und Flexibilität im Erleben zuzulassen.
Das Vertraute darf sich hinterfragen, neue Perspektiven können sich eröffnen. So entsteht Raum für eine beweglichere innere Haltung – offen für Vielfalt, innen wie außen.